Noch im April 2011 konnte man die Schlagzeile „Das Thalia ist gerettet“ in vielen Pressemeldungen lesen. Nachdem die Haustarifverträge für die Beschäftigten der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle mit Gehaltsverzicht und Arbeitszeitabsenkung unterschrieben waren, hieß es, dass die GmbH mit allen Sparten – auch mit der Sparte Kinder- und Jugendtheater – ihre Arbeit fortsetzen kann. Vereinbart wurde ein Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen bis 2015.
Im Juni 2011 folgte dann der Wirtschaftsplan 2011/12 im Stadtrat mit ausgeglichenem Ergebnis. Dort wird bestätigt: „Damit ist die Betriebs- und Funktionstüchtigkeit der Einrichtungen sowie die künstlerische Arbeit aller Sparten sichergestellt.“
Nur ein halbes Jahr später heißt es jetzt: War nicht so gemeint, jedenfalls nicht für die folgenden Spielzeiten. Gleich mit mehreren Begründungen wird die Spielstätte des Thalia in Frage gestellt. Einmal wird von der Verwaltung der eigentlich festgelegte Zuschuss im Rahmen der Haushaltsdiskussionen zur Kürzung vorgeschlagen, ein andermal heißt es, dass aufgrund von Personalkostensteigerungen bei der GmbH eine Mehrbelastung drohe, die nur durch die Schließung aufgefangen werden könne.
Auf die Frage, warum gerade das Kinder- und Jugendtheater, wird wie in der Debatte vor einem Jahr geantwortet, dass die sonstigen Einsparpotentiale ausgeschöpft seien. Dass in diesem Fall von einer eigenständigen Sparte kaum noch etwas übrig bleibt, wird genauso wenig thematisiert, wie die Gefahr der Kürzung von Landesfördermitteln oder die mit sehr viel Geld erneuerte Bühnentechnik.
Eine ergebnisoffene Diskussion zur Zukunft aller Bühnen der gesamten GmbH hat es bisher nicht gegeben und wird auch jetzt vermieden. Zwar weist die Geschäftsführung selbst darauf hin, dass bei Auslaufen der Haustarifverträge im Sommer 2014 und gleich bleibenden Zuschüssen die notwendige Liquidität nur vorhanden sei, wenn neben der Schließung des Thalia auch die Sparte Musiktheater aufgegeben und die Oper in ein Bespieltheater ohne eigenes Ensemble umgewandelt wird. Eine immer wieder eingeforderte konzeptionelle Untersuchung mit strukturverändernden Optionen sowie Kooperationsmöglichkeiten mit den Bühnen in Magdeburg, Dessau oder Leipzig fehlen jedoch weiterhin.
Wir erwarten, dass der Stadtrat über den Wirtschaftsplan zeitnah in die Planungen für die nächste Spielzeit und den Zeitraum darüber hinaus einbezogen wird. Für das Thalia muss endlich eine echte Perspektive gefunden werden, eine Schließung auf Raten und durch die Hintertür lehnen wir ab.
Stellungnahme der Fraktion BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN im Amtsblatt der Stadt Halle vom 26.03.2012 (pdf-Format, ca. 2 MB).
Unsere Ratsinitiative dazu: Dringlichkeitsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zur Zukunft des Thalia Theaters Halle (V/2012/10574)
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