Antrag der Fraktionen MitBürger, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, DIE LINKE und SPD zur Umbenennung eines Abzweigs des Universitätsrings in Anton-Wilhelm-Amo-Straße

Geyer: Freies Afrika Halle (Saale)

Beschlussvorschlag:

Der zwischen der Straßenecke Harz/Weidenplan und der Straße Unterberg gelegene Abzweig des Universitätsrings wird in „Anton-Wilhelm-Amo-Straße“ umbenannt.

gez. Tom Wolter
Fraktion MitBürger
Vorsitzender

gez. Melanie Ranft
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Vorsitzende

gez. Bodo Meerheim
Fraktion DIE LINKE. im Stadtrat Halle (Saale)
Vorsitzender

gez. Eric Eigendorf
SPD-Fraktion Stadt Halle (Saale)
Vorsitzender

Begründung:

Der Anfang des 18. Jahrhunderts im heutigen Ghana geborene Anton Wilhelm Amo gilt alserster afrodeutscher Akademiker. Er kam 1707 „vermutlich als ‚menschliches Geschenk‘ derWestindischen Kompanie an den Hof des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel“ und studierte ab 1727 an der Universität Halle an der Philosophischen und Juristischen Fakultät,wo er 1729 mit einer nicht erhaltenen Disputation zur Rechtsstellung der „Mohren“ in Europafür Aufmerksamkeit sorgte. Darin stellte er die juristischen Rechtfertigungen der Sklaverei infrage. Nach seiner Promotion 1734 in Wittenberg war er ab 1736 drei Jahre lang als Dozent an der Universität Halle tätig, wo er auch seine bedeutendste philosophische Schrift, die „Abhandlung über die Kunst des nüchternen und genauen Philosophierens“, veröffentlichte, die einen originellen Beitrag zur Debatte über das Verhältnis von Leib undSeele leistete.

Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) würdigt Amo und sein Wirken seit 1994 mit der jährlichen Verleihung des Anton Wilhelm Amo-Preises und seit 2016 mit einerVorlesungsreihe. Seit 2019 widmet sich zudem eine Rektoratskommission dem Gedenken an den Philosophen. Auch überregional gibt es immer wieder Initiativen zum Andenken an Amo, so beispielsweise in Berlin oder Braunschweig. In Halle findet sich abseits einer unscheinbaren Bronzetafel in unmittelbarer Nähe zur problematischen Plastik „Freies Afrika“ im öffentlichen Raum jedoch bis heute keine Würdigung von Anton Wilhelm Amo. Deshalb hat die Rektoratskommission der MLU schon 2021 den Wunsch geäußert, einen öffentlichen Ort, wie beispielsweise eine Straße, nach Amo zu benennen. Seither ist Amos Name jedoch lediglich in die Vorschlagsliste für Benennungen aufgenommen worden.

Mit der Umbenennung des Abzweigs des Universitätsrings in durchaus repräsentativer Lage und in unmittelbarer Nähe zum Hauptcampus der MLU Halle greifen die antragstellenden Fraktionen einen Vorschlag eines Mitglieds der Juristischen Fakultät der MLU auf. Das hiergelegene International Office unterstriche die symbolische Bedeutung der Rolle Amos für Vielfalt als auch historisch präsenten Wert in unserer Stadt. Der vorgeschlagene Straßenabschnitt eignet sich zudem für eine Umbenennung, da aufgrund der örtlichen Gegebenheiten die Zahl der vom administrativen Folgeaufwand betroffenen Anlieger vergleichsweise klein wäre. Einige Anwohnende haben zudem bereits ihre Unterstützung für den Vorschlag signalisiert. Der Hauptteil des Universitätsrings bleibt von der Umbenennung unberührt. Amos einzigartige Rolle als vermutlich erster afrodeutscher Akademiker sowie seine außerordentlichen akademischen Leistungen an den Universitäten Halle und Wittenberg begründen ein besonderes Interesse der Stadt Halle (Saale) an einer angemessenen und zeitnahen Würdigung seiner Person und seines Wirkens. Gelegenheiten zur erstmaligen Benennung von Orten oder Bauwerken, erst Recht in der für die Person besonders geeigneter Lage, sind äußerst selten. Daher sind die antragstellenden Fraktionen der Überzeugung, dass der ideelle Nutzen der Umbenennung dieses Abschnittes den administrativen Aufwand deutlich überwiegt. Somit erfüllt die vorgeschlagene Umbenennung alle inhaltlichen wie formalen Voraussetzungen, die in der vom Stadtrat beschlossenen „Verfahrensweise der Stadt Halle (Saale) bzgl. der Namensvergabe für die der Öffentlichkeitgewidmeten Einrichtungen, Bauwerke und Straßen“ festgelegt wurden.