Arme Kinder

Auf der Landesarmutskonferenz im November 2012 wurden die Kernaussagen des 2. Kinderarmutsberichts der Stadt Halle (Saale) präsentiert. Der Bericht selbst wurde im Januar in den Gremien des Stadtrates vorgestellt. Die Zahlen sind alarmierend: die Anzahl der Kinder, die in Familien mit Hartz-IV-Bezug aufwachsen, ist seit 2009 erneut gestiegen. In Halle leben 34 Prozent der Kinder unter 15 Jahren in Bedarfsgemeinschaften. Das sind 9100 Kinder! Der Bericht legt dar, dass finanzielle Armut sehr häufig ursächlich ist für eine Vielzahl anderer Faktoren, die dazu führen, dass Kinder nicht behütet und entsprechend ihrer kindlichen Bedürfnisse aufwachsen können. Folgen der finanziellen Armut sind soziale Ausgrenzung oder auch gesundheitliche Beeinträchtigungen, die die Entwicklungschancen der Kinder zusätzlich verringern. So geraten die Familien in eine Abwärtsspirale, die sich auch auf die nächsten Generationen negativ auswirkt. Ziel muss es daher sein, den Kindern eine Entwicklungsperspektive zu bieten.

Der Bericht zeigt, dass die Ursachen bereits bestehender Kinderarmut auf verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Ebenen liegen. Beispielhaft seien der Niedriglohnsektor und das ungerechte und personell schlecht ausgestattete Bildungssystem genannt. Sollen diese grundhaften Ursachen von Kinderarmut beseitigt werden, müsste auf bundespolitischer wie auf landespolitischer Ebene angesetzt werden! Die im Bericht vorgestellten Maßnahmen von Bund und Land haben hingegen eher reparierenden Charakter, sind oft mit bürokratischem Aufwand verbunden, erreichen ihre Adressaten schlecht oder sind zeitlich begrenzt. Damit sind sie wenig geeignet, Kinderarmut dauerhaft zu verhüten.

Allerdings muss auf bereits bestehende Kinderarmut mit allen ihren Folgen reagiert werden um den Schaden für die Kinder selbst und auch für die Gesellschaft zu reduzieren. Der Bericht zeigt, dass die Fallzahlen bei den Hilfen zur Erziehung in Halle jährlich steigen. Hilfen zur Erziehung sind oft dann nötig, wenn vorbeugende Maßnahmen nicht existierten oder nicht erfolgreich waren. Die im Bericht vorgeschlagenen wirklich präventiven Maßnahmen haben jedoch lediglich Empfehlungscharakter. Es gilt nun, diese Empfehlungen aufzugreifen, zu ergänzen und vor allem zuverlässig und langfristig finanziell zu untersetzen. Dazu brauchen wir entschiedenes kommunales Handeln genauso wie das Engagement der Bürgerinnen und Bürger.

Stellungnahme der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Amtsblatt der Stadt Halle vom 13.02.2013 (pdf-Format, 13 MB).


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