Internet aus der Wasserleitung

Halle bleibt beim Ausbau schneller Internetzugänge weiter zurück und die Stadtverwaltung Halle schaut tatenlos zu. Obwohl insbesondere die bündnisgrüne Fraktion seit Jahren auf dieses Problem hinweist, geschieht wenig. Selbst der 2010 veranstaltete Breitbandgipfel, ein angekündigtes, aber letztlich nie umgesetztes Pilotvorhaben oder das schwer zu findende Breitband-Portal auf der städtischen Internetseite ändern wenig daran, dass noch immer erschreckende Versorgungslücken selbst in der Innenstadt bestehen und weiterhin 24 Schulen in Halle ohne schnelles Internet auskommen müssen! Trotz des eklatanten Marktversagens wird unter Verweis auf „schwierige Umstände“ dieser für BewohnerInnen wie Investoren entscheidende Faktor für die Attraktivität Halles weiter sträflich vernachlässigt. Daran ändern auch erste LTE-Installationen nicht viel – denn eine verlässliche Alternative ist Internet via Mobilfunk noch lange nicht.

Halle braucht endlich flächendeckend zuverlässige Breitbandanschlüsse. Doch die normale Gebäudeerschließung mit einem zusätzlichen Hausanschluss für das Internetkabel ist durch die regelmäßig nötigen Tiefbauarbeiten immens teuer. Daher arbeiten verschiedene Entwickler an intelligenteren Lösungen: Beispielsweise ist es im Kreis Ahrweiler bei Bonn dem Wasserzweckverband und den Stadtwerken jüngst gelungen, das bereits für den Wasseranschluss vorhandene Rohr auch für eine zusätzliche Datenleitung zu nutzen (www.heise.de/-1478269). Internet also nicht aus, sondern mit der Wasserleitung. Der Gedanke mag ungewohnt klingen und dieses konkrete Verfahren wird sicher nicht in jedem Haus funktionieren. Es ist dennoch ein inspirierendes Beispiel  für neue Lösungen, in den sowieso schon vorhandenen Ver- und Entsorgungsleitungen auch noch ein Glasfaserbündel  zu verlegen.

Angesichts des Versorgungsrückstandes mit schnellem Internet müssen wir in Halle im Zweifelsfall jede anfangs noch so kurios erscheinende Idee nutzen, um den Breitbandausbau voranzubringen, gerade wenn sie uns die Kosten für den Bagger erspart. Sollten jetzt wirklich Landesfördermittel auch in Halle eingesetzt werden dürfen, so müssen wir die klugen, nicht die teuren Lösungen wählen, um möglichst viele Anschlüsse zu erhalten. In vielen Kommunen haben übrigens längst die Stadtwerke die Vorreiterrolle im Glasfaserausbau übernommen und erschließen sich so neue Geschäftsfelder. Dieser Mut sollte endlich auch in Halle entwickelt werden.

Stellungnahme der Fraktion BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN im Amtsblatt der Stadt Halle vom 14.06.2012 (pdf-Format, ca. 6 MB).


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