Zu wenig Fläche für zu viele Autos

Zugeparkte Gehwege, Kreuzungen und Einfahrten, täglicher Parksuchverkehr der Anwohner, Falschparker behindern Rettungsdienst und Feuerwehr. Auch in Halle übersteigt in einigen historisch gewachsenen und dicht bevölkerten Stadtgebieten der Bedarf an Pkw-Stellplätzen den vorhandenen öffentlichen Raum. Parkende Autos dominieren insbesondere in den Gründerzeitvierteln das Erscheinungsbild der Straßen. Fußgänger, Radfahrer und mobilitätseingeschränkte Personen müssen sich mit den Restflächen im Straßenraum begnügen, an Freiflächen zum Spielen für Kinder außerhalb von Spielplätzen ist ohnehin nicht zu denken.
Meist verlangen Autonutzer in diesem Zusammenhang schlicht, dass ein ausreichendes möglichst kostenfreies Parkplatzangebot von der Stadt geschaffen wird und verkennen, dass der Besitz eines PKW und das Vorhalten von Stellplätzen vorrangig eine private Angelegenheit sind. Aktuelle Initiativen von Fraktionen im Stadtrat wie die der FDP zur Freigabe von Gehwegen für das Parken von PKW in der südlichen Innenstadt oder der SPD, die zusätzliche Parkplätze für das Paulusviertel durch verkehrsorganisatorische Maßnahmen einfordert, gehen da leider in eine ähnliche Richtung.
Unsere Fraktion ist der Auffassung, dass diese Vorschläge nicht geeignet sind, die bestehenden Probleme zu lösen, da in der Folge hohe Reparaturaufwendungen für kaputte Gehwege und Schäden an Straßenbäumen fällig werden. Außerdem entstehen neue Probleme im fließenden Verkehr dadurch, dass infolge der Zulassung von beidseitigem Parken in engen Straßen Begegnungen von Fahrzeugen nicht mehr möglich sind und schwache Verkehrsteilnehmer zusätzlich gefährdet werden.
Wer in Halle in ein Gründerzeitviertel gezogen ist, wusste um die begrenzt verfügbaren Parkplätze dort. Dennoch haben diese Stadtviertel einen hohen Zuzug zu verzeichnen, weil sie über eine hohe Wohnqualität verfügen. Und eben diese Qualität würde durch zugeparkte Gehwege und noch mehr Autos sinken. Gefragt sind stattdessen innovative Konzepte zur Förderung des Fuß- und Radverkehrs, zur Unterstützung von Car-Sharing und Anreize zur Nutzung des ÖPNV durch ein attraktives Angebot. Konkret fehlen beispielsweise sichere Radverkehrsstadtteilverbindungen und Fahrradabstellanlagen, auch ein dichtes Netz von Car-Sharing Stellplätzen könnte helfen die Parkplatzsituation vor Ort zu entschärfen.
Ausreichend PKW-Stellflächen in den Gründerzeitvierteln sind eine Illusion, da einfach der notwendige Platz fehlt.Hier sind kreativere Lösungen notwendig.

Stellungnahme der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Amtsblatt der Stadt Halle vom 12.03.2013 (pdf-Format, ca. 3 MB).


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